Erstaunlich, aber wahr: Das Pistensystem am Flughafen Zürich ist seit 1976 unverändert. Seitdem ist die Anzahl der Passagiere und Flugbewegungen wegen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums stark gestiegen. Gleichzeitig sind die Flugzeuge grösser geworden – und die Sicherheitsauflagen strenger. Kurzum: Vieles hat sich in den letzten 47 Jahren verändert, nur das Pistensystem hinkt hinterher.

Drei Start- und Landepisten

Der Flughafen Zürich besitzt drei unterschiedlich lange Pisten. Gekennzeichnet sind sie nach ihrer Ausrichtung bzw. Himmelsrichtung. Die Nummern entsprechen den Himmelsrichtungen, ohne die letzte Ziffer. Den Anfang machte die Piste 10/28: Am 14. Juni 1948 hoben darauf die ersten Flugzeuge ab. Fünf Monate später wurde die Piste 16/34 eröffnet, welche die erste kreuzt. In den 1960ern erweiterte man beide Pisten auf ihre heutige Länge: auf 2500 bzw. 3700 Meter. 1976 erfolgte die letzte Neuerung am System. Die freiliegende, 3300 Meter lange Piste 14/32 wurde gebaut. 

Drei vorgegebene Betriebskonzepte

Der Verkehr am Flughafen Zürich ist in einem Betriebsreglement festgelegt. Die darin enthaltenen Festlegungen ergeben sich aus den politischen und aviatischen Rahmenbedingungen. So dürfen grundsätzlich drei verschiedene Konzepte für die Abwicklung des Flugbetriebs angewendet werden. Sie sind nach der Himmelsrichtung benannt, aus welcher gelandet wird. Das Nord-, das Ost- und das Südkonzept unterscheiden sich in der Pistennutzung, den Anwendungszeiten und ihrer Leistungsfähigkeit. Welche Piste zu welchen Zeiten angeflogen werden darf, ist damit klar geregelt. Wind und Wetter sowie die unterschiedliche Länge der drei Pisten machen Abweichungen notwendig, die insbesondere am Abend zu Verspätungen führen können.

Ab 23.00 Uhr nur wenn's sein muss

Der reguläre Flugverkehr findet zwischen 06.00 und 23.30 Uhr statt. Die halbe Stunde zwischen 23.00 und 23.30 Uhr ist für den Abbau von Verspätungen reserviert. Von 23.30 bis 06.00 Uhr sind Starts und Landungen nur mit Ausnahmebewilligung möglich. Vorbehalten bleiben: Notlandungen, Ambulanz-, Such-, Rettungs- und Polizeiflüge, Flüge mit Staatsluftfahrzeugen oder Flüge bei ausserordentlichen Ereignissen – insbesondere bei schwerwiegenden Wetterverhältnissen.

Mit verlängerten Pisten das System verbessern

Der Flughafen Zürich möchte die Pisten 10/28 und 14/32 verlängern. Die geplanten Verlängerungen ermöglichen einen effizienteren Betrieb bei allen Wetterlagen (für alle Flugzeugtypen) und erhöhen die Sicherheitsmargen. Ebenfalls gäbe es insgesamt weniger Nachtflüge und weniger Lärmbetroffene. Der politische Prozess zum Projekt ist im Gang.