Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sind die Haupttreiber der Nachfrage nach internationaler Mobilität. Die Entwicklung der Passagierzahlen in den letzten zwei Jahrzehnten belegt dies. Zählte der Flughafen Zürich im Jahr 2000 rund 22.7 Millionen Passagiere, lagen diese 2019 bei 31.5 Millionen. Eine umgekehrte Entwicklung fand bei den Flugbewegungen statt. Diese sanken im selben Zeitraum um 50’000 Flüge von 325’000 auf 275’000. Die letzten zwanzig Jahre lassen sich demnach wie folgt zusammenfassen: fast 40 % mehr Passagiere bei 15 % weniger Flugbewegungen.

Ein Hub reitet auf Wellen

Diese Effizienzsteigerung ist grösseren und besser ausgelasteten Flugzeugen zu verdanken. Ein weiterer Grund für die am Flughafen Zürich mit über 82 % überdurchschnittlich hohe Auslastung: der Hubbetrieb der SWISS. Dieser zeichnet sich durch ein fein getimtes Netz von Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen aus. Kurz- und Mittelstrecken dienen dabei insbesondere auch als Zubringer für die Langstrecken (analog S-Bahn und Intercity-Zug). Umgekehrt steigen die von den Langstreckenflügen ankommenden Passagiere, welche nicht in Zürich bleiben, auf die Kurz- und Mittelstreckenverbindungen zu ihrer Zieldestination um. Das System ist komplex und eng getaktet. Betrieblich schlägt sich dies im für den Hub charakteristischen Wellensystem nieder, sprich einer Konzentration von ankommenden und abfliegenden Flügen während der Spitzenzeiten.

Wellensystem am Flughafen Zuerich

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Wirtschaftlich und nachhaltig

Ein Hub bündelt und kanalisiert also die Nachfrage. Dadurch müssen nicht zwischen allen Destinationen Direktflüge durchgeführt werden, um die gleiche Konnektivität zu erreichen. Mit anderen Worten: Der Hubbetrieb macht sowohl ökonomisch als auch ökologisch Sinn. Ein simpler Vergleich zwischen Punkt zu Punkt- und dem Hubsystem zeigt: Um 12 Destinationen direkt miteinander zu verbinden, sind 66 Flugstrecken notwendig (und eine dafür ausreichend hohe lokale Nachfrage). Dieselben 12 Destinationen können mittels Hubbetrieb und maximal einmaligem Umsteigen ebenfalls verbunden werden. Hierfür reichen 12 Flugstrecken, also fünfeinhalb Mal weniger als bei Punkt zu Punkt-Verbindungen.

Vergleich Hub- vs. Punkt zu Punkt-System

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Der Schweizer Standortvorteil

Dank den Umsteigepassagieren kann die SWISS am Flughafen Zürich zahlreiche kontinentale und interkontinentale Direktverbindungen anbieten, die allein mit der lokalen Nachfrage nicht bedient werden könnten. Mit der Ermöglichung des Hubbetriebs erfüllt die Flughafen Zürich AG ihren Bundesauftrag nach möglichst vielen Direktverbindungen in Europa und zu den wichtigsten Zentren weltweit. Denn gerade der direkte Zugang zu den Wachstumsmärkten und eine hohe globale Erreichbarkeit sind für die Exportindustrie, den Tourismus sowie den Unternehmens- und Forschungsstandort von höchster Bedeutung. Ohne den Hub in Zürich müssten Schweizer Passagiere und Güter Umwege auf sich nehmen, d. h. an Hubs im Ausland umsteigen respektive verladen werden.

Was ein Hub braucht

Wichtige Grundvoraussetzungen für die Existenz und Attraktivität eines Hubs sind Faktoren wie die Betriebs- und Umsteigezeiten, zuverlässige Abfertigungs- und Passagierprozesse, eine effiziente Infrastruktur sowie ein stabiler Betrieb. Es liegt demnach im ureigenen Interesse des Flughafens und seiner Partner, dass die Flugbewegungen pünktlich abgewickelt werden können. Es gibt allerdings auch Verspätungsursachen, die nicht im Einflussbereich des Flughafens oder der Fluggesellschaften liegen (u. a. Personalmangel bei der Flugsicherung im europäischen Luftraum). Planbarkeit hat ihre Grenzen, insbesondere auch im Hinblick auf das Wetter oder unvorhergesehene Ereignisse am Herkunfts- oder Zielflughafen.

Gewährleistung der heutigen Betriebszeiten

Im Bericht über die Luftfahrtpolitik der Schweiz hält der Bundesrat fest, dass der Flughafen Zürich seine Rolle als eine der europäischen Drehscheiben des globalen Luftverkehrs auch in Zukunft wahrnehmen soll. Dafür muss der Flughafen entsprechende Rahmenbedingungen bieten können, die einer Fluggesellschaft den Betrieb eines Hubs ermöglichen. Dazu gehören namentlich minimale Betriebszeiten. Der Flughafen Zürich verfügt schon heute im Vergleich mit Drehkreuzflughäfen über eine der strengsten Nachtflugregelungen weltweit. Forderungen nach einer weiteren Einschränkung der geltenden Betriebszeiten von 06:00 – 23:30 Uhr würden den Drehkreuzbetrieb in Zürich gefährden – auf Kosten der globalen Anbindung und der Exportwirtschaft der Schweiz. Denn bei kürzeren Betriebszeiten fallen wichtige Langstreckenverbindungen am Abend nach Südamerika, Südafrika und Asien weg. Weil damit die Rentabilität einiger Flugzeuge nicht mehr gegeben wäre, würden auch weitere Langstreckenverbindungen am Mittag wegfallen. Das Resultat: Die Schweiz wäre weniger gut an die Welt angebunden – mit negativen Auswirkungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Tourismus.

Massnahmen zur Stabilisierung des Betriebs

Die Flughafen Zürich AG verfolgt zahlreiche Massnahmen, um den Verkehr in den Spitzenzeiten effizient abwickeln zu können und die Verspätungen am Abend zu reduzieren. Dazu gehören nebst den bereits beantragten Änderungen des Betriebsreglements mit optimierten An- und Abflugrouten weitere Massnahmen zur Stabilisierung des Betriebs, wozu unter anderem auch die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 gehören. Darüber hinaus sind die Flughafenpartner gefordert, die Effizienz und Planbarkeit des Flugbetriebs auch kurzfristig zu erhöhen. Diese Bemühungen tragen zu einem funktionierenden Hubsystem bei, das die Interessen der Bevölkerung nach Schutz vor Fluglärm mitberücksichtigt.