Solar

23. September 2025

24/7 unter Hochspannung

von Micha Brandstetter

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Von der Pistenbefeuerung bis zur Gepäcksortieranlage wird er überall benötigt und die meisten merken erst, dass sie ihn brauchen, wenn er mal nicht da ist: Der Strom.

So viel Elektrizität wie 40’000 Einfamilienhäuser, also wie eine Stadt in der Grösse von Uster, wird am Flughafen Zürich pro Tag benötigt. Möglich macht das ein Netz mit über 60 Transformatorenstationen. Sie wandeln die Mittelspannung in die alltagstaugliche Niederspannung um, die im Terminal zum Beispiel die Rolltreppen antreibt. Zusätzlich produziert unser eigenes Kraftwerk nicht nur Strom, sondern auch Wärme, die über das weitverzweigte Fernwärmenetz verteilt wird. Oberstes Ziel ist die Sicherstellung der Betriebsbereitschaft rund um die Uhr. Um dies zu gewährleisten, stehen mehrere Notstromaggregate bereit.

 

Unsichtbar, aber unverzichtbar

«Am Flughafen haben wir einen sehr breiten Mix von Technologien im Einsatz. Fast alle verfügbaren Arten von Photovoltaik bis Leitsysteme sind bei uns zu finden», erläutert Rolf Gisler, Leiter Stromversorgung und Berufsbildner der Netzelektrikerinnen und Netzelektriker. Er kam früh mit Strom in Berührung. Der Vater eines Jugendfreundes war Betriebsleiter eines Wasserkraftwerks im Glarnerland. «So bewegte ich mich oft im Umfeld von Starkstromanlagen und hatte dort mein Vorbild.» Seine Laufbahn begann er mit einer Lehre als Elektromechaniker, im Volksmund Betriebselektriker genannt. Diese Ausbildung gibt es heute nicht mehr, sie entspricht am ehesten dem Beruf Automatiker. Später folgte ein Studium der Energietechnik an der Fachhochschule. Heute gibt Rolf Gisler sein Know-how weiter an die Lernenden Netzelektriker:innen in der Fachrichtung Energie. Sie eignen sich so Schritt für Schritt das Wissen an, damit der Puls in den Adern des Flughafens zuverlässig schlägt. Einer von ihnen ist Noah López, Lernender Netzelektriker EFZ, im dritten und letzten Lehrjahr.

Berufsbildner Rolf Gisler, der Lernende Noah López und Praxisbildner Erich Hermann (v. l.) von der Flughafenpartnerin Netz Bau AG sind ein eingespieltes Team.

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Viele Wege führen zum Strom

Bei Noah López verlief die Berufswahl etwas anders: «Ich wusste lange nicht, was ich machen will. Es war nur klar, dass ich mich handwerklich betätigen möchte.» Da gab es aber eine riesige Fülle an Auswahl. Von Automobil-Mechatroniker über Gärtner bis zu Forstwart oder Landwirt schnupperte er in allen möglichen Branchen. Schliesslich sagte ihm die Energieversorgung am meisten zu. Anfänglich interessierte er sich für die Tätigkeit als Elektroinstallateur. «Das ist etwas ganz anderes und nicht zu verwechseln mit dem Netzelektriker», stellt Noah klar. Während Elektroinstallateurinnen und -installateure vor allem innerhalb von Gebäuden wirken, also Steckdosen montieren oder Hausinstallationen planen, kümmern sich Netzelektrikerinnen und Netzelektriker um die grossen Leitungen, die ganze Areale versorgen. Sie verlegen Kabeltrassen, bauen Trafostationen, setzen und schalten Verteilkabinen oder unterhalten öffentliche Beleuchtungsanlagen wie Rollwegsignale. Für Noah, der sich draussen wohler fühlt als drinnen, war damit die Entscheidung gefallen.

Hoch hinaus, tief hinunter

Doch Outdoor-Typ sein allein reicht nicht: Schwindelfreiheit steht weit oben im Anforderungskatalog. «Mit Steigeisen klettern wir auf Mittelspannungs- und Niederspannungsmasten aus Holz, die bis zu 20 Meter hoch sind.» Dort werden Freileitungen gespannt, neue Leitungen eingezogen und Isolatoren und Sicherungen geprüft. Während diese Holzmasten auf dem Land ein vertrautes Bild sind, dominieren am Flughafen unterirdische Kabeltrassen in teils engen Gängen. Somit sollte auch Klaustrophobie kein Thema sein für Netzelektrikerinnen und Netzelektriker. Ebenso elementar ist ein einwandfreier Farbsinn, um Kabel problemlos auseinanderzuhalten. «Die Arbeiten an Freileitungen gehören trotzdem fix zur Ausbildung», ergänzt Rolf Gisler. Dafür kooperiert die Flughafen Zürich AG mit einem Partnerbetrieb, der etwa einen Drittel der Lehrzeit abdeckt und Einsätze in Rechenzentren oder kleinen Dörfern in der Zürcher Agglomeration bietet. Auch die gigantischen Hochspannungsmasten aus Eisen gehören grundsätzlich zum Tätigkeitsfeld der Fachleute, allerdings nur mit zusätzlicher Weiterbildung.

Noah schliesst in der Fracht Rächtenwisen die Transformatorenstationen ans Netz an, um das Gebäude mit Strom zu versorgen.

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Den Schalter umlegen

Das Berufsbild verändert sich kontinuierlich. In der Energietechnik werden immer mehr Sensoren eingesetzt, die Daten in Echtzeit liefern, um die Instandhaltung besser zu planen und Störungen proaktiv zu verhindern. Diese Spezialisierung kann bei Interesse schwerpunktmässig behandelt werden. Als herausfordernd empfindet Noah López die Tätigkeit unter teils extremen Wetterbedingungen, insbesondere im Winter. Die körperlich anspruchsvollen Arbeitsbedingungen haben aber auch Vorteile: «Man findet als Netzelektrikerin oder Netzelektriker in jeder Region der Schweiz eine Stelle. Wir werden überall gebraucht.» Ein persönliches Highlight für Noah war der Anschluss ans Netz des Test-Solarzauns neben der Heizzentrale. Die senkrechten Photovoltaik-Module produzieren beidseitig Strom und liefern so bis zu 30 Prozent mehr Energie als herkömmliche Anlagen. Ausserdem hat er zu Grossprojekten wie dem Bau der Fracht Rächtenwisen einen Beitrag geleistet und das Gelernte aus der Berufsschule in Brugg (AG) und den überbetrieblichen Kursen praktisch angewendet.

Manuel gibt in diesem Film einen Einblick hinter die Kulissen als Lernender Netzelektriker bei der Flughafen Zürich AG.

Ready for Take-off? Lehrstellen am Tor zur Welt

Die Flughafen Zürich AG bildet 13 Lehrberufe mit rund 60 Lernenden in den Bereichen Betrieb & Unterhalt sowie Administration & Informatik aus. Seit Anfang August sind unsere Lehrstellen mit Lehrbeginn im Sommer 2026 online.

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